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14. Internationales Treffen der Freunde des 2CV 2001

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Abt.: Banalitäten

Für immer Schwung
...40 Stunden am Tag, so ungefähr.
Subjektive Welttreffen-Splitter in loser Schüttung

Donnerstag
Eine halbe Stunde nach dem Ankommen ein Totalschaden. Vor zehn Minuten war es nur ein halber, nämlich der linke Schuh. Jetzt sind beide durchnässt, was den Vorrat an trockenem Schuhwerk um ein Drittel reduziert. Ahne Fürchterliches und schließe mich unter dem fadenscheinigen Vorwand, als Pressebetreuer dieses Welttreffens diplomatische Beziehungen zum Besitzer der nahen Burg aufnehmen zu müssen, jener Gruppe an, die zwecks Labung und (äußerer) Trocknung den Weg dorthin antritt.

Freitag
Die Video-Wand wird getestet, was am besten mit einem Film geschieht, weil ohne Film sieht man nix, und wer nix sieht, kann keine Video-Wand testen, auch wenn er nicht alleine ist, sondern zu vielt. Sehe also erstmals in meinem Leben "Blues Brothers", welches ja ein Film ist, den alle schon gesehen haben, nur ich nicht. Allerdings haben ihn nicht alle bei 5°C und Gegenwind gesehen, weshalb auch nicht alle danach ausgefroren schlafen gegangen und ein paar Stunden später nicht nennenswert anders aufgewacht sind. Trotzdem Tee aus eigener Kraft gekocht und auch getrunken.

Samstag
Gemeinsame PR-Fotos für unser Treffen und die Ritterspiele auf der benachbarten Burg sollen entstehen. Begrüßungsdialog zwischen Gü und dem roten Ritter, die beide aufs Foto sollen: "Ah, Du bist der böse Ritter?" - "Ja, und Du bist der gute Entenfahrer?"

Darf beim Zurückfahren Khais wunderbare 70er Ente fahren, was mir besonders gut gelingt. Hätte ich ein eigenes Auto zum Überstellen gehabt, dann hätte das bestimmt wieder monatelang gedauert und eine Artikelserie abgegeben.

Sonntag
Erste Platzrunde am leeren Gelände. Wunderbare Wiesen, saftige Weite, irrer Blick von der Gelände-Stufe des Treffenplatzes. Würde mich gerne klonen, um mich hier in die Wiese zu legen und mir alles von oben anzuschauen, während ich unten arbeite.

*

Das Redaktionskammerl wird gemeinsam mit Christine und Stefan bezogen. War früher eine Fußballer-Garderobe und wird in wenigen Tagen wieder eine sein, sofern wir die Radaktions-Sessel wieder rauskriegen. Die sind sehr bequem, aber überbreit. Hinsetzen geschieht am besten mit einem Bocksprung über die Lehne, weil seitliches Vorbeigehen wegen dem Nachbarsessel unmöglich wird. Ahne das rapide Zunehmen meiner akrobatischen Fähigkeiten, auch wenn praktisch bei Null begonnen wird.

Montag
Akrobatisches Training fruchtet bereits. Kann beim Betreten des Zeitungskammerls mein Kapperl mit einem Schwung auf einen meterweit entfernten Garderobenhaken schleudern.

Stelle meine Kapperlwurf-Karriere sicherheitshalber nach dem ersten Erfolg ein.
Szene des ersten Anreisetages: Ein dezenter Verkehrsstau, ausschließlich mit Citronen. Natürlich glaubt so was niemand, der nicht dabei war

 

Dienstag
Erstmals das Handy eingeschaltet. Gehört gemeinsam mit Kniesausen und Zehenzittern zu jenen Dingen, die ich nicht so mag, ist im Vergleich zu diesen aber von Vorteil, wenn man unvermittelt eintreffenden Journalisten entgegeneilen soll, um ihnen was zu erzählen. Es handelt sich um ein geborgtes Gerät (die Verleiherin weilt gerade in Griechenland und hat auch ihren Fernseher verborgt), was das Läuten auch nicht leiser macht. Werde von gewissenlosen Entenfahrern besonders gerne beim Handyphonieren fotografiert, weshalb wir mit den Handy-Fotos jetzt ein Sonderheft drucken oder das Internet verstopfen könnten.

Werden sicher bald gegen mich verwendet.

Mittwoch
Erster Flohmarkttag, wir nehmen uns einen Artikel über diesen Programmpunkt vor und beginnen flugs mit der Recherche, freilich ohne Hintergedanken. Entdecke trotzdem fabriksneue 16er-Bodenbleche, was insofern nicht ganz blöd ist, als ich eine 16 PS-Ente mit etwas rachitischem Boden habe.

Der in Gulden ausgewiesene Verkaufspreis wird vom Verkäufer per Taschenrechner auf öS 35,- umgerechnet. Merke blöderweise an, dass mir das verdächtig wenig vorkommt. Neuerliches Eintippen bringt eine höhere Summe, nämlich öS 1.976,- für beide Bleche. Versuche, einen kleinen Mengenrabatt herauszuschinden, was kläglich misslingt, auch lässt mich der Anbieter tatsächlich weggehen.

Komme eine Stunde später mit öS 1.976,- wieder, nur hat der Verkäufer mittlerweile den Preis vergessen. Diesmal plädiert der Taschenrechner für öS 1.636,-, beim Zahlen bekomme ich noch eine Stoff-Quietschente geschenkt.

Gehe bei dem Stand in den nächsten Tagen vorsichtshalber nur mehr mit Nikolo-Bart und Handy getarnt vorbei.

*

Die Bodenbleche passen nicht in die Ente, so lange ich darin wohne. Lagere die Teile also hinter der Tür des Redaktionskammerls, wo sie lautstark am Boden knarzen, wenn jemand die Tür zu heftig auffliegen lässt.

*

Fußballspiel des SC Seeboden gegen eine 2CV-Weltauswahl. Weil sich nicht so leicht ein Platzsprecher findet, bekommt Alfons das Mikro in die Hand gedrückt. Es ist dies somit das erste Fußballmatch mit parteiischem Sprecher, allerdings ist ja der Alfons auch nicht vorrangig in der Welt des Kickens daheim, was vielleicht nicht so toll ist, wenn man was drüber sagen soll.

Muss auch manchmal einsagen, obwohl ich mich noch schlechter auskenne.

Der SC Seeboden verliert trotzdem, ein nachher in der Redaktion vorbeikommender Fußballer will sich nicht darüber äußern, ob das ein bisserl absichtlich war.

Donnerstag
Tagelange Beobachtung ergibt dies: Wer noch nie in unserem Redaktionszimmerl war, klopft schüchtern an, wartet auf Reaktion und öffnet dann zaghaft die Tür. Wer schon öfter da war, lässt die Tür auffliegen, dass meine Bodenbleche umfallen. Sloten hüstelt immer einen Meter vor der Tür.

 

Mannigfaltig sind auch die Methoden, eine Dyane zu betreten, womit dem kreativen Personentransport keine Grenzen gesetzt waren. Eher einschlägiger ist die Kleidung bei einem 2CV-Welttreffen, da kann man gar nicht früh genug damit beginnen

*

Es liegt Schnee. Der Wetterumschwung ist allerdings ein sehr lokaler und kommt vom LKW, der seinerseits vom Mölltaler Gletscher kommt, weil wir ihm vorher ein Gerstl rübergerieben haben, damit er dort hinfährt.

Dies ist also die erste Superfinn-Party mit 35 Grad Celsius und Schnee, und auf dem Schnee findet sich sogleich der gewiss erste Holländer mit Schi. Der rund zwei Meter lange Aufstieg ist innert Zehnminutenfrist bezwungen, die Abfahrt ist gekennzeichnet von ungeahnter Rasanz, nicht jedoch von katzenartiger Geschmeidigkeit, weshalb es ihn nach zwei Metern Abfahrt hinprackt.

In diesem Moment ist der Welt wahrscheinlich ein Wintersportler verlorengegangen, ganz ernsthaft war die Absicht eh nie: "Ich habe gedacht, in Österreich muss man einfach Schi dabei haben."

Freitag
Murx hat eine Nacht lang den Bankomat-Container bewacht und berichtet morgens dies: Zwei Treffenbesucher haben sich über die (sich spontan zusammengefunden habende) Trommel-Session am Lagerfeuer beschwert. Zehn Leute hingegen haben gefragt, wo wie die Trommler eingekauft hätten. Und am frühen Morgen haben Italiener, Veranstalter des nächsten Welttreffens, heimlich unser Festzelt vermessen.

 

Manche Wellblechente allerdings war offensichtlich schon vor Jahren interessiert umkreist worden. Jetzt, nach der Restaurierung, kann man als Besitzer schon sehr beruhigt daneben stehen

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Ertappe mich vermehrt dabei, Wellblech-Enten zu umkreisen, den Geruch alten Blechs aufzusaugen, die Reduktion der Technik zu genießen. Ertappe mich weiters dabei, meine Garagenplätze zu zählen (leider voll) und die Auslastung meiner Wechselkennzeichen nachzurechnen (ebenfalls voll).

Wieder einmal Ablenkung gefunden bei den guten Kärntnernudeln.

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Was ein Welttreffen ausmacht, ist diese wunderbare Stimmung von Friedfertigkeit. Die Köche bei der Essensausgabe sind überrascht, dass niemand murrt, wenn der Kaiserschmarrn statt 10 Minuten deren 20 braucht, sogar die beiden diensthabenden Gendarmen, anfangs von dienstlicher Grimmigkeit, werden nach einer Platzrunde sehr gelöst angetroffen.

Bei einem GTI-Treffen sollen ja angeblich schon 2 Teilnehmer für ein Beschleunigungsduell (oder zumindest für eine Massenschlägerei) genügen, sagt man.

*

Entdecke einen der schrägsten Umbauten überhaupt, nämlich eine obenherum verschmälerte Ente mit zwei Sitzen hintereinander. Untenherum ist alles normal breit, weshalb man damit jetzt auch Kurven fahren kann. Vorteil des Umbaus: Jeder Passagier verfügt jetzt über zwei Türen. Und den Tacho versteht auch, wer des Lesens unkundig ist.

 
Zu beklagen ist der Verlust von zwei Sitzplätzen und etwas Geschmeidigkeit im Design. Ein echter Gewinn hingegen ist der Tacho, der ohne Zahlen auskommt. Stattdessen läuft eine Ente mit unterschiedlicher Eile

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Führe das Fernsehteam von Willkommen Österreich über den Treffenplatz. Einige Leute werden interviewt, um abends im TV aufzublitzen, im Hintergrund fahren ein paar holländische Enten auf und ab, was das Auge des Kameramannes hoch erfreut. Sogleich verschafft er sich Zutritt und einen Stehplatz auf der hinteren Sitzbank, um eine Ente beim Fahren zu filmen. Leider hat er als Einziger nicht bemerkt, dass gerade ein Spritzpistolen-Duell läuft.

Der Beitrag wird trotzdem ohne Wasserflecken gesendet.

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Das Schlimme bei einem Welttreffen ist ja der Schlafmangel (vgl.: "Never sleep at a worldmeeting, you can sleep the rest of your life."), was besonders fürs Veranstalterteam gilt, trotz ambitioniertem Heimtraining. Wer schlafen will, tut das am besten heimlich am WC. Vielleicht sogar unabsichtlich.

Samstag
Noch was Schlimmes beim Welttreffen-Mitveranstalten: Man hat viel zu wenig Zeit zum Tratschen. Würde den Klon von der Wiese jetzt doch ein wenig herumgehen lassen und abtauchen ins Gewurl, damit die Freundschaften nicht verdorren. Bin gespannt, wer mich in Italien 2003 noch kennen wird.

*

Entdecke mein Traum-Motorrad, nämlich jenes der italienischen 2003-Veranstalter: Praktisch jedes Bauteil stammt vom 2CV, der hintere Kotflügel ist aus zwei Enten-Exemplaren geschweißt, der vordere ebenso, die Räder hängen an Enten-Schwingarmen, Motor und Getriebe kommen vom 2CV, der Kickstarter ist der einzige, der ohne Draufspringen aktiviert wird: Der Mechanismus eines Seilzug-Starters wird per Fuß betätigt, was ähnlich mühelos gelingen wird wie das Bremsen einer DS.

Etwas beunruhigend ist nur, dass am gesamten Motorrad nur eine einzige Bremstrommel vorkommt, und zwar am Getriebe. Hat bestimmt mit der Verringerung ungefederter Massen zu tun.

 

Gut ist, ausreichend Schlafraum dabei zu haben. Nicht so gut ist allerdings, diesen Sattelschlepper über Schweizer Berge wuchten zu müssen, was der Schweizer Besitzer nicht völlig wird vermeiden können

*

Fatalen Fehler begangen: Fahre mit einem geborgten Ami 6 eine Proberunde, weil mir plötzlich die vielen Aluminium-Details auffallen - und das Alu ist ja ein Metall, welches der Rennradsammler besonders mag. Das färbt unvermittelt aufs ganze Auto ab, auch wenn der Ami 6, genau genommen, ausschaut, als habe Aki Kaurismäki ein paar Designskizzen verfilmt.

Es erheben sich also folgende Fragen: Werden Ami 6 Break in Frankreich noch vom Bauern ab Hof verkauft? Wird der angemailte Besitzer eines 67er Exemplars vielleicht doch noch zurückmailen? Ist eine Neuauflage einer mit einer DS angerissenen Artikelserie zu befürchten?

Sonntag
Schaffe meine erste Fotorunde, weil heute der erste Tag ist, an dem keine Treffenzeitung geschrieben werden will. Auf meinen Dias wird der Treffenplatz ausschauen wie mein Haupthaar, nämlich regional gelichtet, wobei ich aber nicht der einzige sein werde: Wer heute noch fotografiert, gehört zum Organisationsteam.

Wer heute schon abfährt, ist Treffenbesucher.


©Hannes & SLOTEN, 2002-02-24

URL: http://2001.oecc.at/gal_martin.htm